Stadt Dornhan

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Erste urkundliche Erwähnung & Vogteirechte

aus dem Findbuch Teil I des Stadtarchivs Dornhan, verfasst von Dipl.-Archivar Armin Braun, Kreisarchiv beim Landratsamt Rottweil

Dornhan wird 777 das erste Mal als "Turnheim" urkundlich erwähnt. 1099 heißt der Ort in den Quellen Dorinhein, 1251 und 1256 Dorenhain, 1271 und 1276 Dornhain sowie 1488 Dornhaan. 1099, 1251 und 1271 wird Dornhan in den Urkunden als "villa" (Dorf), 1256 als "oppidum" (befestigter Ort; manchmal auch "Stadt") und 1276 als "civitas" (Stadt) bezeichnet.

Dornhan, wo 782 das Kloster Lorsch Besitzungen hatte, gehörte ursprünglich den Grafen von Sulz. Aus dem Jahr 1048 sind Schenkungen ans Basler Domstift überliefert.

1095 schenkte Graf Alwic von Sulz in Dornhan gelegene Güter dem Kloster Alpirsbach. Das Kloster konnte im Laufe der Zeit den größeren Teil des Ortes an sich bringen und besaß in Dornhan zur Verwaltung seines Besitzes einen Pfleghof. Der Abt von Alpirsbach übte in Dornhan die Niedergerichtsbarkeit aus. Dreimal jährlich hielten der Abt oder sein Stellvertreter im Ort Gericht (sog. "Dinggericht").

Die Rechte des Klosters Alpirsbach waren in Dornhan sehr weitgehend. Wenn im Städtchen ein Leibeigener starb, "er gehörte mit dem Leib wem er wolle, sei einheimisch oder fremd", so erhielt das Kloster den "besten Fall" (beim Tod eines männlichen Leibeigenen das sogenannte "Besthaupt", d. h. das beste Stück Vieh aus dem Stall des Verstorbenen; beim Tod einer leibeigenen Frau bezog das Kloster das beste Kleid der Verstobenen). Außerdem mussten Leibeigene dem Kloster noch den Leibfall geben. Das Kloster Alpirsbach hatte im Mittelalter und in der Frühneuzeit im Städtchen all die Rechte, "wie wenn Dornhan ein Dorf wäre".

Der Abt von Alpirsbach konnte bestimmte Ämter in Dornhan besetzen, hatte im Ort ein eigenes Gericht und bezog aus dem Städtchen den Zehnten, verschiedene Getreideabgaben, Hofzinsen, Mühlengelder, Weinabgaben der Schankwirte, Widdumsgelder, Winter- und Habergülten, Herbst- und Fasnachtshühner, Schweineschultern, Eier, Bienenwachs usw. Außer dem Pfleghof mit Scheune, Fruchtkasten und Steinhaus besaß das Kloster Alpirsbach auf Dornhaner Gemarkung drei Mühlen im Tal, in welche die Bürgerschaft gebannt war, sowie den Kirchensatz mit dem Widdumhof. Bis zur Einführung der Reformation mussten die Dornhaner dem Abt den Huldigungseid leisten. Die letzte Huldigung fand im Jahre 1523 für Abt Ulrich statt.

1251 werden Vogteirechte über Dornhan als wartenbergisches Lehen der Herren von Brandeck genannt und kamen wohl aus sulzischem Besitz. 1256 war Dornhan von einer Mauer umgeben, denn in einer Urkunde aus diesem Jahr wird Dornhan als "oppidum" mit Ummauerung bezeichnet. Seit 1271 werden als Mitbesitzer von Dornhan die Herzöge von Teck genannt, welche als Vögte des Klosters Alpirsbach die hohe Gerichtsbarkeit ausübten. Um die gleiche Zeit umgaben die Herzöge von Teck den Dornhaner Markt mit einer (neuen?) Mauer und verliehen ihm das Stadtrecht von Oberndorf (das genaue Jahr ist nicht zu bestimmen). Eindeutig als Stadt ("civitas") wird Dornhan in einer Urkunde aus dem Jahr 1276 genannt. In dieser Urkunde wird auch erstmals ein Schultheiß ("sculteto") in Dornhan erwähnt (ein gewisser Cunrad von Munegesingen). Um 1380/81 trat der verschuldete Herzog Friedrich von Teck die Vogtei an Graf Eberhard den Greiner von Württemberg ab. Seit dieser Zeit hatte Württemberg im Ort einen Schultheißen, der dem Obervogt am Schwarzwald unterstand. 1471 gab Graf Eberhard im Bart den Dornhaner Bürgern die Brandecker Mühle als ein Erblehen. Mit der Reformation des Klosters Alpirsbach 1535-1556 kam Dornhan unmittelbar an Württemberg. Bis 1756 war das Schwarzwaldstädtchen Sitz eines Vogtes (zugleich Keller), dann von 1756 bis 1807 Sitz eines Oberamtmannes und Hauptort des Oberamts Dornhan. Zum Oberamt Dornhan gehörte nur die Stadt selbst (mit der Brandecker Mühle) und der Weiler Gundelshausen.Das 1664 eingerichtete Kammerschreibereigut Marschalkenzimmern wurde vom Dornhaner Vogt verwaltet und mußte sich anteilig am Stadt- und Amtsschaden des Ämtleins Dornhan beteiligen. Das von 1749 bis 1806 bestehende Stabsamt Sterneck unterstand der Aufsicht des Oberamts Dornhan und war mit diesem personell verbunden (der Oberamtmann war gleichzeitig Stabsbeamter). 1807 kam Dornhan zum Oberamt Sulz, 1808 zum Oberamt Alpirsbach, 1810 wieder zum Oberamt Sulz, 1938 zum Landkreis Horb und 1973 zum Landkreis Rottweil.

Dornhaner Stadtgericht

Das Dornhaner Stadtgericht wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1400 erwähnt. Es umfaßte 12 Richter (auch "Gerichtsverwandte" genannt) und war städtische Verwaltungs- und Rechtsprechungsbehörde. Es rekrutierte sich aus sich selbst heraus, das heißt ein neues Mitglied wurde von den alten Gerichtsverwandten aus einer Gerichtsfamilie ausgewählt. Das Stadtgericht hatte weitreichende Kompetenzen. Es urteilte in bürgerlichen Streitsachen und in Strafsachen, war zuständig für Vormundschafts-, Pflegschafts-, Nachlaß- und Beurkundungsangelegenheiten und besetzte die städtischen Ämter. Wenn es um Erbschafts- oder Leibeigenschaftssachen ging, führte der Alpirsbacher Pfleger den Vorsitz des Stadtgerichts. In allen anderen Fällen stand der Schultheiß, der vom jeweiligen Landesherrn ernannt wurde, dem Stadtgericht vor. 1534 wurde das Dornhaner Stadtschultheißenamt durch das Vogtamt ersetzt. Erst seit 1808 gab es wieder Schultheißen in Dornhan. Von 1534 bis 1807 war der Vogt (seit 1759 führte er den Titel "Oberamtmann") Stadtvorsteher. Er war gleichzeitig auch oberster staatlicher Bezirksbeamter (heute würde man sagen "Landrat").

Neben dem Stadtgericht gab es noch den städtischen Rat, der in Dornhan erstmals im Kellereilagerbuch von 1590 genannt wird (4 Ratsmitglieder). Die Ratsmitglieder wurden auch als Ratsverwandte bezeichnet, spielten in Dornhan aber keine bedeutende Rolle, da sie vom Gericht gewählt wurden. Rat und Stadtgericht bildeten den städtischen Magistrat.

Bürgermeister, Stadtschreiber, Ämter & Bedienstete

Wichtige städtische Beamte waren die Bürgermeister. Diese Beamte, durchweg zwei an der Zahl, waren für den Steuereinzug, den Einzug der Abgaben, die Verwaltung des städtischen Vermögens sowie die Kassen- und Rechnungsführung zuständig und gehörten dem zwölfköpfigen Stadtgericht an, waren also auch Teil des Magistrats. Die beiden Dornhaner Bürgermeister werden erstmals in einer Urkunde von 1427 erwähnt. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Dornhan das Amt des Bürgermeisters in den vorgenannten Funktionen und als Gerichtsmitglied.

Seit 1560 besaß Dornhan einen eigenen Stadtschreiber (zugleich Schulmeister und Meßner). Von 1689 bis 1796 war der jeweilige Vogt bzw. Oberamtmann gleichzeitig Stadt- und Amtsschreiber. Das Amt des Alpirsbachischen Klosterpflegers in Dornhan (seit 1592 zugleich geistlicher Verwalter) blieb auch nach der Säkularisation des Klosters erhalten. Im 17. und 18. Jh. war der Dornhaner Vogt bzw. Oberamtmann oft gleichzeitig auch geistlicher Verwalter und Alpirsbachischer Klosterpfleger.

Die Zahl der städtischen Ämter und Bediensteten war zahlreich. Im 18. Jahrhundert gab es zum Beispiel in Dornhan Amtspfleger, Untergänger, Steuersetzer, Akziser, Vorratspfleger, Pferchmeister, Fleischschätzer, Bettelvögte, Waldknechte, Feldschützen, Hagenknechte, Ziegel-, Brot-, Vieh- sowie Mühlenbeschauer, Eicher, Pfechter, Nachtwächter, Hebammen, Brunneninspektoren und Stadtknechte. Im Mittelalter wurde in Dornhan freitags Wochenmarkt gehalten (eigenes Dornhaner Maß), 1698 wurde der Fruchtmarkt erneuert, nach dem Stadtbrand von 1718 aber nicht mehr abgehalten. Viermal jährlich fanden im Städtchen Vieh- und Krämermärkte statt. Heute wird kaum mehr Vieh zugetrieben, früher sehr viel.

Ummauerte Stadt

Das ummauerte mittelalterliche Städtchen hatte vier Tore, das obere Tor, welches im Jahr 1825 abgebrochen wurde (der Torturm war das höchste Gebäude der Stadt, hatte in seinem Obergeschoss eine Uhr und auf seinem Dach eine kleine Glocke), das im Jahr 1847 abgebrannte mittlere Tor (laut Jahreszahl im Torbogenstein wurde dieses Tor 1727 das letzte Mal aufgebaut oder umgebaut), das schon früher abgegangene Pfarrtor und das untere Tor. Die Stadtmauer hatte die Form eines Trapezes mit bastionartigem Vorsprung gegen Nordosten (Talrand). Die Fläche der ummauerten Stadt einschließlich Friedhof und Kirche betrug 2,7 ha.

Pfarrei Dornhan

Die Stadtpfarrkirche (Liebfrauenkirche) war Mutterkirche eines großen Sprengels von der Glatt bis jenseits der Kinzig. Sie war Pfarrkirche für die Orte Dornhan, Busenweiler, Betzweiler, Gundelshausen und die Parzellen der Dornhaner Gemarkung, bis zum 16. Jh. auch für Neunthausen und Niederdobel. Das Patronatsrecht wurde dem Kloster Alpirsbach geschenkt und 1273 dem Kloster inkorporiert. 1256 erscheint ein Pleban (Pfarrer) in Dornhan, eine Leonhardkapelle in der Vorstadt "Breite" wurde 1476 erwähnt.

Außerdem gab es noch eine Wendelinskapelle in der Braunhalde (1535 und 1564 erwähnt), eine St. Ottilien-Pfründe und -Kapelle (1525 genannt), das sogenannte Waldbruderhaus oder die Klause (1539) an der St. Wendelinssteige, ein Gutleuthaus in der Braunhalde (1564 genannt) und zwei Bruderschaften. Die Pfarrei Dornhan gehörte im Mittelalter zum Bistum Konstanz, Archidiakonat "Vor dem Wald", Landkapitel Rottweil. Mit Einführung der Reformation wurde die Pfarrei dem Dekanat Sulz innerhalb der Ev. Landeskirche zugeteilt.

Brände - Verwüstung - Unheil

Dornhan wurde im Laufe seiner Geschichte mehrmals durch Stadt- und Großbrände verwüstet; so äscherte 1519 eine Feuersbrunst ein Drittel des Städtchens ein, 1637 zerstörte ein durch Blitzschlag verursachter Großbrand 100 Häuser und 1718 vernichtete ein Stadtbrand über 100 Gebäude. Gegen Ende des 18. Jh. und im 19. Jh. richteten weitere Stadtbrände großen Schaden an, so 1796, 1801, 1847 und 1888. Eine Folge dieser Großbrände sind heute die unregelmäßigen Gassen mit Gärten in der Altstadt. Nach dem Stadtbrand von 1801 bekamen die brandgeschädigten Bürger neue Bauplätze auf der "Breite" zugewiesen.

1831 brannte das alte Rathaus (vormaliger Pfleghof der Alpirsbachischen Klosterpflege, erbaut 1719) ab. Das jetzige Rathaus wurde noch im gleichen Jahr 1831 errichtet und 1963 umgebaut. Kriegerische Ereignisse brachten im Spätmittelalter viel Unheil über Dornhan. Im Verlauf der Fehde zwischen den Grafen von Württemberg und den Herren von Geroldseck überfielen die Geroldsecker 1421 das Städtchen, töteten vier Bürger und verwundeten mehrere. 1470 überfiel Hans von Wehingen das Städtchen und plünderte es. 1519 wurde Dornhan von den Truppen Gangolfs von Geroldseck, Reiterhauptmann beim Schwäbischen Bund, eingenommen.

Finanzielle und sonstige Belastungen

Wie zahlreiche andere württembergische Städte und Dörfer bekamen auch Dornhan und Gundelshausen die finanziellen und sonstigen Belastungen der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts stark zu spüren. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs mußten Stadt und Ämtlein Dornhan 1689 bis 1692 über 4.000 Gulden für Einquartierungen, Truppenverpflegungen, Vorspanndienste und sonstige militärische Kosten aufbringen. Auch während des Spanischen (1701-1714) und Polnischen Erbfolgekrieges (1733-1735) kamen auf Stadt und Ämtlein hohe Kriegskosten zu. Allein in den Jahren 1702, 1704 und 1707 mußten die Einwohner von Dornhan und Gundelshausen über 4.300 Gulden zur Verpflegung von Truppen sowie an Kriegskontributionen aufbringen (die Unkosten für Naturallieferungen und sonstige Dienste nicht mitgerechnet).

Während des Österreichischen Erbfolgekrieges (1741-1748) kamen französische Truppen zwar ins Land, doch war Württemberg am Krieg zwischen den verbündeten Baiern und Franzosen einerseits und den Österreichern, Niederländern und Engländern andererseits nicht beteiligt. Danach befand sich Württemberg bis 1796 in einer Periode des Friedens, die erst durch die Revolutionskriege und Napoleonischen Kriege beendet wurde.

Aufruhre - Hexen & Seuchen

Auch Auseinandersetzungen zwischen Bürgerschaft und Obrigkeit fanden mehrmals in Dornhan statt. Während des Bauernaufstands des Armen Konrad kam es 1514 in Dornhan zu einem Aufruhr, in dessen Verlauf die Bürger dem Stadtschultheißen die Stadtschlüssel abnahmen. 1593 kam es wegen des harten Regiments des Vogts Johann Haagdorn erneut zu Unruhen. Wegen einer Auseinandersetzung um den Kleinzehnten verweigerten 1793 einige Bürger dem Oberamtmann den Gehorsam, worauf die rebellischen Bürger teils mit Zuchthaus-, teils mit Festungshaft bestraft wurden.

Anfang des 17. Jh. fanden in Dornhan mehrere Hexenprozesse und Hexenverbrennungen statt. 1608/09 wurden in Dornhan acht der Hexerei bezichtigte Frauen hingerichtet. 1625 vollstreckte die Dornhaner Vogtei zwei Todesurteile gegen angebliche Hexen und 1631 mußten nochmals drei unschuldige Frauen als vermeintliche Hexen sterben. Unter den Hingerichteten befand sich auch eine 90jährige Greisin und ehemalige Hebamme. Von den Dornhaner Hexenverfolgungen waren nicht nur Frauen aus Dornhan und dem Amtsort Gundelshausen betroffen, sondern auch Frauen aus Marschalkenzimmern und einigen Dörfern des Klosteramts Alpirsbach.

In regelmäßiger Wiederkehr dezimierten Seuchen die Bevökerung des Schwarzwaldstädtchens, so 1639 die Pest, 1719 und 1735 hitzige Fieber, 1724 die Ruhr, 1796-1800 und 1803 Pocken und Gallenfieber. Eine letzte größere Pockenepidemie trat 1871/72 auf und forderte 13 Tote.

Wasserwerk & Elektrizitätswerk

Dornhan hatte häufig unter Wassermangel zu leiden. Mit verschiedenen technischen Anlagen (v. a. Teichelanlagen) versuchte man, Wasser auf die Hochfläche zu leiten und der Wasserarmut zu begegnen. Schon 1573 wird ein Dornhaner Wasserwerk im Heimbachtal erwähnt (später im Bettenhauser Tal). 1736 wurde eine Rohrwasserleitung aus 300 Holzteicheln erbaut, um Dornhan mit Talwasser zu versorgen. 1834 wurde ein neues Wasserwerk errichtet, das aus einem Druckwerk bestand, welches das Wasser von dem Bettenhauser Tal in einer langen eisernen Teichelanlage der Stadt zuführte und dort drei Brunnen speiste. Aufgrund von Spenden des aus Dornhan stammenden Bankiers John Bühler konnte 1889 eine neue Wasserversorgung gebaut werden (Wasserhäusle im Zitzmannsbrunnenbachtal und Hochreservoir auf der Bühlerhöhe; Erweiterung 1892). 1905 wurde schließlich die Heimbachwasserversorgungsgruppe gegründet, die ihr Wasser auf Dornhaner Markung im Brandecker Tal einer starken Karstquelle entnahm (Pumpstation Brandeck, 1907 eingeweiht), ihren Sitz in Dornhan hat und (heute) 15 Gemeinden bzw. ehemalige Gemeinden versorgt.

1906 wurde in Dornhan ein städtisches Elektrizitätswerk errichtet. Weihnachten 1906 hatten alle Haushalte elektrisches Licht. Im Elektrizitätswerk wurde der Strom mittels eines 35 PS starken Dieselmotors erzeugt. Das Elektrizitätswerk war bis 1923 in Betrieb und wurde nach dem Anschluß der Stadtgemeinde an das Überlandwerk Aistaig 1924 verkauft. In dem ehemaligen Elektrizitätswerk richtete 1932 die ev. Kirchenpflege ein Gemeinschaftshaus ein.

Witwenhaus - Armenhaus - Krankenhaus

1879 schenkte der nach Odessa/Südrußland ausgewanderte Großkaufmann Wilhelm Friedrich Wagner (1802-1882) seiner Vaterstadt Dornhan 20.000 Mark zur Erbauung eines Witwenhauses. Mit seiner Erlaubnis wurde diese Summe später in ein auf ewig gestiftetes Armenkapital umgewandelt, dessen Zinsen zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet wurden. Aus Mitteln des Armenkapitals wurde 1879/80 auch das städtische Armenhaus renoviert und baulich erweitert.

1893/94 wurden auf Beschluß des Stadtrats im Armenhaus Krankenstuben (vier Krankenzimmer), ein Badezimmer, ein Schwesternwohnzimmer und eine Waschküche eingerichtet. Es entstand dadurch ein kleines Krankenhaus, welches 1911 erweitert wurde. 1951-1953 wurde schließlich auf der Bühler Höhe für ca. 450.000 DM ein neues Krankenhaus erbaut, das 36 Betten hatte (1971 wegen Personalmangels geschlossen). Das alte Krankenhaus wurde an die Lederwarenfabrik "Spezia Fritz Lenk KG" verkauft, die darin sowie an einen im Jahr 1952 erstellten Anbau ihre Fabrikräume unterbrachte.

Schule

1899 starb der Dornhaner Wohltäter John Bühler, Bankier in Chicago. Testamentarisch hinterließ er seiner Vaterstadt 5.000 Dollar (20.000 Mark) zum Bau einer Realschule. Aufgrund dieses Vermächtnisses konnte die Stadt im Jahr 1901 eine Realschule erbauen. Seit 1896 gab es in Dornhan auch eine gewerbliche Fortbildungsschule.

1925 wurde ein Gewerbeschulverband mit Fürnsal, Betzweiler, Wälde, Busenweiler, Römlinsdorf, Marschalkenzimmern, Hopfau, Bettenhausen und Leinstetten gegründet. Zwei Jahre später kaufte die Stadt zur neuen Unterbringung der Gewerbeschule das Gebäude der ehemaligen Zigarrenfabrik Mast & Jauch. 1938 wurde die Gewerbeschule aufgehoben. Bis in die 60er Jahre des 20. Jh. beherbergte das Gebäude der ehemaligen Gewerbeschule die Hauswirtschaftsschule.

Bauernstädtchen

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Dornhan ein Bauernstädtchen. Haupterwerbsquellen der Bevölkerung waren noch im 19. Jh. und bis in die erste Hälfte des 20. Jh. Feldbau und Viehzucht. Im 18. Jh. und zu Anfang des 19. Jh. wurde auf der Gemarkung der Stadt nach Grund- und Bohnerz gegraben, das in den Schmelzwerken von Christophstal bei Freudenstadt verhüttet wurde.

Im Städtchen gab es einige Erzgräber und Erzwäscher (erstmals wird 1732 in den Kirchenbüchern ein Erzwäscher namens Johann Martin Scheffenacker genannt). Eine Erzgrube befand sich in der Braunhalde. Schon im 16. Jh. sind in Dornhan der Beruf des Zieglers und eine Ziegelhütte nachweisbar. Im 19. Jh. gab es drei Ziegeleien, zwei davon bestanden bis gegen Ende des Jahrhunderts.

Wegen der kargen Bodenerträge und der verkehrsabgelegenen Lage blieb Dornhan bis Anfang des 20. Jh. ein armes Landstädtchen. Viele Einwohner sahen sich daher im 18. und 19. Jh. gezwungen, ihren Heimatort zu verlassen und anderswo eine bessere Erwerbsmöglichkeit zu suchen. Besonders in Notjahren wanderten viele aus, so zum Beispiel im Hungerjahr 1817, als 15 Dornhaner Familien mit insgesamt 114 Personen nach Rußland auswanderten. Unter den 34 Dornhaner Auswanderern des Notjahres 1853/54 war auch der junge Schuhmachergeselle Johannes (später "John") Bühler, der später in Amerika Karriere als Bankier und Senator machte.

Gewerbe & Industrie

Fabriken und größere Gewerbebetriebe siedelten sich in Dornhan erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg an und bestanden nur kurze Zeit. 1907 siedelte sich im Ort eine Filiale der Harmonica-Fabrik Matthäus Hohner (Stammsitz in Trossingen) an. Nach nur drei Jahren wurde die Filiale jedoch wieder geschlossen und 1910 gründete der Pforzheimer Fabrikant Ulrich Ohnmacht in dem Schwarzwaldstädtchen eine Filiale seiner Pforzheimer Silberwarenfabrik Ohnmacht & Cie., die allerdings nach kurzer Zeit ebenfalls einging (1912). Als größeren Betrieb gab es um 1900 nur noch eine Sägemühle im Heimbachtal, die der Heimbach-Wasserversorgungsgruppe gehörte. Sonst exisierten in Dornhan an der Wende vom 19. zum 20. Jh. nur kleinere Gewerbebetriebe (Handwerksbetriebe, kleinere Brauereien und Brennereien, Gemischtwarenläden usw.).

Die Industrialisierung wirkte sich somit in Dornhan nicht aus. Projekte zur Errichtung einer Eisenbahnlinie Loßburg-Dornhan-Dunningen-Rottweil, die Industrien auf die Schwarzwaldhochfläche gezogen hätte, scheiterten in der Zeit von 1901-1914. Auch später konnte Dornhan nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen werden. Erst nach dem Ersten Weltkrieg siedelten sich in Dornhan auf Dauer einige größere Gewerbe- und Industriebetriebe an. Es entstanden zwei Sägewerke (beide gegründet 1920; Inhaber: Wilhelm Ziegler sowie Andreas Rath), eine Strumpffabrik (gegründet 1921, Inhaber: Wilhelm Grözinger), eine Zigarrenfabrik (Zigarrenfabrik Mast & Jauch, gegründet 1922, Konkurs der Fabrik 1927), eine Möbelfabrik (Möbelfabrik Beilharz & Fahrner, gegründet 1927; Neugründung als Möbel Fahrner KG 1965) und auf dem Brachfeld ein Kalkwerk (gegründet 1927). Eine Milchverwertungsgenossenschaft etablierte sich 1933. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden weitere Industrie- und Gewerbebetriebe im Städtchen gegründet, so z. B. eine Schleifmaschinenfabrik, die Spezia-Lederfabrik, eine Werkhalle für Metallbau und eine für Motorenwicklerei. In den 1930er- und 1940er-Jahren arbeiteten viele Dornhaner in den Oberndorfer Mauser-Werken (1934 waren 70 Arbeiter aus Dornhan dort beschäftigt und 1941 sogar über 200).

Dornhan verlor 1972 seine Selbständigkeit. Mit der Gemeindereform wurde Dornhan lt. Vereinbarung zu "Altdornhan". In einer Vereinbarung zur Verschmelzung aller Gemeinden Bettenhausen, Dornhan, Fürnsal, Leinstetten und Marschalkenzimmern wurde die neue Stadt Dornhan gebildet.
1974 wurde Busenweiler und 1975 Weiden eingemeindet.

Burg Brandeck

Auf Dornhaner Gemarkung befindet sich die Ruine der Burg Brandeck, Sitz der Herren von Brandeck, welche seit Anfang des 12. Jh. als Vasallen der Grafen von Hohenberg nachweisbar sind und die Herrschaft Sterneck innehatten.

Bekannte Söhne

Bekannte Söhne Dornhans sind:

  • Hans Holzwarth (*20.08.1877 in Dornhan, + 21.08.1953 in Düsseldorf), Maschinenbau-Ingenieur und Erfinder der Gasturbine

  • Johann (John) Buehler (*19.08.1831 in Dornhan, ausgewandert in die USA 1854, + 08.05.1899 in Chicago), Bankier (Direktor der Staatsbank) in Chicago und Senator des Staates Illinois

  • Wilhelm Friedrich Wagner (*24.09.1802 in Dornhan, ausgewandert nach Südrussland 1817, + 16.10.1882 in Odessa), Großkaufmann in Odessa, durch zahlreiche russische Ehrenämter und Orden ausgezeichnet.

Verwendete Literatur

  • Friedrich August Köhler: Dornhan. Beschreibung und Geschichte. Ein Beitrag zur Vaterlandskunde, 1839 (Manuskript im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Signatur J 15 Bd. 121)
  • Friedrich Knaus: Stadtchronik von Dornhan, 1946-1949 (Manuskript im Stadtarchiv Dornhan)
  • Hans Peter Müller: Geschichte der Stadt Dornhan, Empfingen 1977 (Manuskript)
  • Eugen Rehfuß: „Dornhan“, Sonderdruck aus der Sonntagsbeilage des Schwarzwälder Boten vom 20.03.1966
  • Beschreibung des Oberamts Sulz, hrsg. von dem Königl. statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart 1863, S. 165-177
  • Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg 6. Stuttgart 1982, S. 468-469
  • Württembergisches Städtebuch, hrsg. von Prof. Dr. Erich Keyser, Stuttgart 1962, S. 339-340
  • Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 6: Baden-Württemberg, hrsg. von Max Miller und Gerhard Taddey, 1980 Stuttgart, S. 151-152
  • Hans Saile: Hexenverfolgung in Loßburg, Büchenberg, Ödenwald, Rodt, Schömberg, 24-Höfe und Wittendorf. Malefiz-Prozesse bei den Vogteien Dornhan, Dornstetten, Sulz. In: Loßburger Hefte, Heft 3, hrsg. vom Schwarzwaldverein Loßburg-Rodt e.V.
  • Stadtarchiv Dornhan, Az. 8050 „Krankenhaus Dornhan“
  • Kreisarchiv Rottweil, Az. 8050.2 „Städt. Krankenhaus Dornhan“
  • Zeitungsausschnitt aus dem Schwarzwälder Boten, Sulzer Zeitung, Nr. 95 vom 26.04.1977.

Weitere Informationen

Kontakt

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72175 Dornhan
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Haus der Geschichte

Das Haus der Geschichte BW beschäftigt sich mit der Geschichte von Baden, Württemberg und Hohenzollern seit 1800.

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